Premiere der Uraufführung: März 1981

Moritaten – traurig, schaurig, schön

1980 entstehen bei der ersten Produktion aus drei Küchenliedern drei kleine Stücke. Fast ohne Worte, dafür mit ausdrucksvoller Mimik, Gestik und Körpersprache erzählen dreizehn 64–83 jährige Geschichten. Traurig, schaurig, schön – das sind sie wirklich, die Moritaten, aber auch zum Schmunzeln. Erläutert durch jeweils eine gesungene Einleitung der beiden Regisseure wird das altbekannte Volkslied „Mariechen saß weinend im Garten“ auf die Bühne gebracht, Bäume, Wolken, ein Schiff, und gar die „säuselnde See“ dargestellt. Drastisch folgt darauf die „Moritat vom politischen Hintergrund“, bei der zwei Familien, die Eltern und das verliebte Paar, aufgrund ihrer verschiedenen politischen Ansichten in den Freitod gehen. Und als herzzerreißender Abschluss endet die Geschichte der unglücklichen Liebe zu einer Wachsfigur in einem figurenreichen Panoptikum damit, dass die Angebetete ob der leidenschaftlichen Zuwendung des sehnsüchtigen Liebhabers an dessen Brust zerfließt.

Die Produktion entstand in der Kölner Seniorengemeinschaft für Sport und Freizeitgestaltung in der Theresienstraße in Köln. Daher nannte sich das Altentheaterensemble bis zu seinem Umzug in das Freie Werkstatt Theater „Mimika Theresia“.

Stückentwicklung und Inszenierung: Dieter Scholz und Edelgard Seebauer

Ensemble der Premiere: Elisabeth Amerein, Frau Beikirch, Frau Bittermann, Herr Bittermann, Mathilde Braun, Maria Ising, Elsbeth Kasper, Agnes Kempeni, Erika Schwankhart, Edith Stiehler, Anni Tacke, Lucie Wendemuth, Edith Worringen

Pressestimmen

Man lachte und weinte mit ihnen. Denn das, was die Senioren des Freizeitheimes in der Theresienstraße auf der Bühne zur Schau stellten, ging einfach unter die Haut. Schaurig-schöne, komische und manchmal auch „schröckliche“ Moritaten und lebende Bilder zeigten die „sprachlosen“ 65- bis 81jährigen in Zusammenarbeit mit Edi Seebauer und Dieter Scholz vom Kölner Werkstatt-Theater. Zum ersten Mal trat damit die Laienspielgruppe des Freizeitzentrums, die seit über einem Jahr besteht, mit Beispielen „non-verbalen“ Theaters an die Öffentlichkeit. (...) Nicht ohne ein Gefühl der Unsicherheit hatten die beiden Schauspieler vom Kölner Werkstatt-Theater das Experiment begonnen. Denn was mit Kindern und Jugendlichen bereits ausgiebig erprobt war, konnte nicht unbedingt auf ältere Menschen übertragen werden. Aber so manche Ängste und Skrupel erwiesen sich als unbegründet. „Bei Gesprächen zeigte sich, daß die vielseitigen Anforderungen und das natürliche miteinander Umgehen geschätzt werden. Auch der Körperkontakt, der sich beim Theaterspiel ergibt, erwies sich als unkompliziert“, erklärt Dieter Scholz. Zu Auseinandersetzungen kam es nur gelegentlich und auch nur dann, wenn es um die Wahl der Kostüme oder der szenischen Darstellung ging.

Bildnachweis

Fotos von oben nach unten und von links nach rechts:

Edelgard Seebauer
Bildrechte der Fotos in der Bilderstrecke sind dort separat vermerkt.